Medien

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Der Tragödie erster Teil

... wundert, ist nicht, dass ich jetzt auch ein Blog habe, sondern dass es so lange gedauert hat, bis ich mich endlich auch mal mit dem Thema beschäftige. Schuld daran – und ich danke ihm dafür - ist ein Artikel des hoch verehrten Herrn Stefan Niggemeier. Ich beziehe mich auf seinen Kommentar zum neuen Bezahlmodell des Hamburger Abendblatts, nachzulesen auf
http://www.stefan-niggemeier.de/blog/aussichtslos-selbstmoerderisch-unverschaemt

Passenderweise habe ich mit Kollegen erst Anfang der Woche über dieses Thema gesprochen. Es ging darum, in welchem Maße und auf welche Weise Internet-Bezahlinhalte bei Nachrichten, Zeitschriften, Tageszeitungen und anderen Online-Medien Sinn machen.
Im Gegensatz zu Herrn Niggemeier, der den speziellen Fall des Hamburger Abendblattes sehr negativ bewertet, sehe ich durchaus einen Sinn darin, Bezahlinhalte einzuführen. Denn dass man im Internet nichts für mehr oder weniger hochwertigen Journalismus bezahlt, macht für mich auf Dauer keinen Sinn. Wir haben im Kollegenkreis darüber gesprochen, was Sinn macht und was nicht. "Normale aktuelle Weltnachrichten" zum Beispiel machen als Bezahlinhalte keinen Sinn, weil sie auf unzähligen Seiten angeboten werden. Anders sehe ich es bei besagtem Beispiel des Hamburger Abendblattes. Hier den regionalen Teil zum Bezahl-Inhalt umzuwandeln macht durchaus Sinn, denn hier handelt es sich um spezielle lokale Inhalte, die es anderswo kaum zu finden gibt und die vor allem den regionalen Leserkreis besonders Interessieren. Denn lokal > international, wenn es um die Interessen der Leser geht. Von daher finde ich die Idee gar nicht so falsch. Dass man einzelne Inhalte nicht für ein paar Cent kaufen kann, bewerte ich auch nicht als besonders sinnvoll, aber kein Angebot ist von Anfang an perfekt. Sehr gut finde ich zum Beispiel die Idee, dass Abonnenten auch online ohne Zusatzgebühren den Inhalt lesen können. Zu diesem Ergebnis waren wir auch gekommen.

Aber weg vom Abendblatt. Gehen wir zum Beispiel zum Spiegel oder zur Zeit. Hier macht es meiner Meinung nach absolut Sinn und ich denke, es wäre auch erfolgreich, wenn der content dieser Seiten in Bezahlinhalte umgewandelt wird. Damit ich richtig verstanden werde, ich will nicht die Freiheit des Internets untermauern oder auf der Bezahlwelle mitschwimmen, sondern ich habe mich einfach gefragt, ob ich für bestimmte Inhalte bezahlen würde. Und die Antwort war überraschenderweise: Ja. Ja, ich würde für meinen täglichen Zugang zu meinen Lieblingsnachrichtenquellen Geld bezahlen. Früher habe ich regelmäßig Tageszeitung gelesen und hatte zwei Abos. Heute schalte ich morgens den Rechner ein, surfe ein paar Portale ab und lese dort meine Nachrichten. Warum zahle ich kein Geld dafür? Weil ich es nicht muss? Sollte ich Geld dafür bezahlen? Ja. Wenn die Qualität der Artikel so hoch ist, dass ich die Nachrichten nicht auch auf 100 anderen Portalen lesen könnte, dann ist das doch ein guter Grund, dafür Geld zu zahlen. Spiegel und Zeit und Süddeutsche und FAZ und wie sie alle heißen, haben nun einmal in ihren Reihen Journalisten und Autoren, die so schreiben, wie ich es lesen möchte. Und die so schreiben, dass man das Lesen genießen kann. Von daher bin ich für Bezahlmodelle. Ob es nun über das Abo-System geht (ob Online-Abo oder Print- und Online-Abo), Einzel-Artikel-Bezahlung oder vielleicht sogar Zusammenschluss mehrerer Portale, das halte ich alles nicht für schlecht – ich wäre dabei.

Um zum Abschluss noch einmal auf Herr Niggemeiers Kritik zurückzukommen: Sicher ist Springer nun nicht gerade ein Leuchtturm der journalistischen Qualität und Neutralität, aber generell alles zu verdammen, was von dort kommt, ist auch nicht gerade neutral. Und der Text von Matthias Iken
http://www.abendblatt.de/ratgeber/article1307619/abendblatt-de-gibt-es-seit-heute-im-Abonnement.html
mag vielleicht anklagend sein und die Gratisleser im Internet in eine Schmarotzerecke stellen, aber er hat meiner Meinung nach in einigen Punkten Recht. Vor allem beim letzten Absatz: “Vielleicht ist es aussichtslos. Vielleicht ist es selbstmörderisch. Vielleicht ist es auch unverschämt. Doch vor allem ist es eins: Es ist alternativlos.“ Vielleicht bin ich altmodisch, aber so ähnlich haben wir es Anfang der Woche in der Unterhaltung auch gesehen. Ich bin gespannt, wer am Ende Recht behalten wird.

Übrigens eine großartige, wenn auch nicht völlig zutreffende Beschreibung des Artikels von Herrn Iken durch Herrn Niggemeier:
„Ikens Text ist ein notdürftig als Werbetext getarnter Abwasserrohrbruch.“
Amüsant, gewitzt und respektlos – I like it…

cgo

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